Dresden 2000 |
Reisebericht von der Millenium-Tour 2000 oder besser: "Renate, der
GAU ist passiert, mir fohrn in Osten" Nach
fast einem Jahr Wartezeit war es wieder so soweit. Unsere Akuth-Tour 2000 stand
bevor. Abfahrt Freitag, den 30.06.2000 hatte unser Trailboss Andreas auf das
Infoblatt geschrieben. Trotz minutiöser Planung erreichte mich unser
Akuth-Mobil statt um 6.45 Uhr schon um 6.43 Uhr. Für diese Planabweichung
wollte ich ihm jedoch noch keinen Minuspunkt geben. Als wir alle Akuthmitglieder
eingeladen hatten, nahm Bernhard die Fahrt auf. Durch
eine Unachtsamkeit im Infotext von Andreas, war es mir mit Hilfe des Internets
gelungen, das Ziel trotz höchster Geheimhaltungsstufe vorab zu eruieren. Ein überaus
wichtiger Informationsvorsprung, den es gegenüber Helmut genüsslich
auszukosteten galt. Diesem hatte Andreas nämlich die besagte Info verweigert,
worüber Helmut verständlicherweise verärgert war und Minuspunkte am laufenden
Band verteilte. Lediglich die eisgekühlten Getränke verhinderten ein
Minuspunktedesaster schon zu Fahrtbeginn. Nachdem
Helmut und Co hinter Giessen einen Ausflug in den südlichen Teil Deutschlands
ausschlossen, konzentrierte man sich eher auf nördliche und nordwestliche
Highlights. Alle Hoffnungen ruhten nun auf dem Besuch der Expo in Hannover oder
Berlin. Ich glaube, die wenigsten wollten sich nach dem gelungenen Ausflug in
Quedlingburg erneut mit dem Gedanken vertraut machen, in den Osten zu fahren.
Obwohl immer mehr Anzeichen daraufhin deuteten, dass wir wieder einmal einen
Abstecher in die neuen Länder machen würden, vertrieb Helmut stur jeglichen
Gedanken daran. Er war außerdem irritiert, weil er sich nicht vorstellen
konnte, dass ich eine Fahrt dorthin mit soviel Ruhe und Gelassenheit angehen könnte.
In
gewohnter Tradition machten wir eine Rast und fuhren eine Raststätte hinter
Erfurt an. Nun sollte der Moment der Wahrheit kommen. Andreas gab das Ziel für
die Milleniums-Tour bekannt. Es
hieß DRESDEN. Helmut
griff sofort zum Handy und rief Renate an. Seine ersten Worte waren,
"Renate der GAU ist passiert, mir fohrn in Osten". Nachdem dieser
"Gau" verdaut war, heiterte uns zunächst einmal ein vorzügliches Frühstück
wieder auf, dass auch im Milleniumsjahr keine Wünsche offen ließ und durch
jede Menge kulinarischer Höhepunkte überzeugte. Dafür den ersten Pluspunkt. Gestärkt,
mit unzähligen Prospekten versorgt und bester Laune ging es anschließend
weiter, denn im Grunde genommen freuten wir uns alle auf diese tolle Stadt in
der ehemaligen DDR. Unser
Hotel Nachdem
wir im Hotel eingecheckt hatten, musste Helmut einem dringenden menschlichen Bedürfnis
nachgeben und bahnte sich als erster den Weg zum Zimmer. Gespannt und neugierig
auf die Hotelsuiten folgten wir ihm. Anstatt ihn im Zimmer oder in der
verschlossenen Toilette zu finden, saß Helmut auf der Toilettenschüssel im
Badezimmer, seilte 2 kg ohne Knochen ab und winkte uns dabei durch eine 40 * 40
cm große Glasscheibe erleichtert zu. Jetzt wussten wir, was im Hotelprospekt
unter dem unvergesslichen Ereignis, dem gekonnten Zusammenspiel moderner
Architektur, großer Kunst und gutem Design zu verstehen war. Dennis Santachiara,
der bedeutende Mailänder Designer hatte seine Spuren hinterlassen. Ein
unverarbeitetes Kindheitserlebnis während eines dunklen und eingeschlossenen
Toilettenganges, hatte offensichtlich prägenden Einfluss auf sein
gestalterisches Wirken genommen.
Ungeachtet dessen stürzten wir uns anschließend in die pulsierende
Ostmetropole Dresden. Leider war unser Dresdenkenner Meikel, der uns glücklicherweise
vor den gefährlichen Schlaglöchern der Abfahrt Ost gewarnt hatte, nicht bei
uns. So gingen wir am Zwinger und der Semperoper vorbei zur Brühlschen
Terrasse, um den legendären Raddampfer zuzuschauen. Später lösten wir eine
Karte und fuhren bei schönsten Wetter flussabwärts auf der Elbe bis zum blauen
Wunder, der bekanntesten Brücke Dresdens. Das Blaue Wunder hat eine Spannweite
von 141,5 m, eine Gesamtlänge von 226 m und ein Gewicht von 3500 t. Sie gehört
zu der längsten Hänge-Eisenbrücken Europas. Den Namen "Blaues
Wunder" gaben die Dresdner Bürger der Brücke, weil sie einen blauen
Anstrich trägt. Im
Anschluss an die Dampferfahrt flanierten wir noch durch das in erster Linie von
August dem Starken und Semper geschaffene alte Dresden. Begeistert vom Panorama
Dresdens und dem Table-Dance konnten wir anschließend Andreas beruhigt einen
Pluspunkt geben. Samstag,
01.07.2000
Nach
einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zu einer
Stadtrundfahrt. Gemütlich und geführt von einer begeisternden Stadtführerin
ging es kreuz und quer durch Dresden. Vorbei am Dynamo-Stadion und der Gläsernen
Fabrik fuhren wir am schönsten Haus Dresdens vorbei, das heute die Residenz des
Standesamtes ist und in dem noblen Stadtteil Blasewitz steht. Biegt man links
ab, so kommt man auf das Käthe-Kollwitz-Ufer. Von hier aus genießt man den schönsten
Blick Dresdens auf die Elbe und die drei Schlösser: Schloß Albrechtsberg,
Lingner Schloß und Schloß Eckberg. Zurück
am Ausgangspunkt machten wir noch eine kleine Runde zur Semperoper und beendeten
unsere Stadtrundfahrt mit ein paar Anekdoten zum Zwinger und seinem Schöpfer
August dem Starken. Helmut und ich machten uns nach der anstrengenden Rundfahrt auf zum Besuch des Hygienemuseums, in dem wir die vielfältigsten Formen der neuesten Gehirnforschung in allen seinen Variationen und Facetten bestaunen, aber leider nicht immer verstehen konnten. Jedenfalls waren wir nach dem Besuch reif für ein kleines Steak, dass wir im hiesigen Maredo auch fanden. Trotz
großem Hunger war Eile angesagt, denn um 18.00 Uhr stand der nächste Termin
auf der nach oben offenen Veranstaltungsskala, nämlich die Herkuleskeule. Wie,
Du hast Angst nicht pünktlich dort zu sein: Tschakka,
Tschakka, Tschakka, ich bin pünktlich, du bist pünktlich, wir sind pünktlich.
Unter diesem Motto bekamen wir Wessis allerhand über die Ossis zu hören. Grobe
Witzkanonen und feines Florett im Wechsel, mal gradlinige Agitation, mal reines
Vergnügen, mal aggressiv bitter, mal kalauernd heiter. Über allem aber
stehend, der Hausmeister, der sich mit "Hand ab" Respekt verschaffte.
Arme Lehrer ! Nach so viel Kultur machten wir uns auf zur Waldschlößchen-Brauerei und genossen den Abend bei gegrillten Haxen und selbst gebrautem Kühlem, begleitet von Lifemusik und einem zeitgenössischen Ambiente. Auch für die Nachtschwärmer fand sich im Bananas noch die eine oder andere Tanzpartnerin, so dass am Ende dieses Tages oder besser am frühen Morgen erneut zwei Pluspunkte vergeben werden konnten. Sonntag,
der 02.07.2000
Am Sonntag ging es in den Osten. Schon wieder ? Ja, aber nur in die Sächsische
Schweiz. Hier besuchten wir die Bastei. Die Bastei ist der wohl am meisten
fotografierte Felsen des Nationalparks Sächsische Schweiz. Von hier aus hat man
einen atemberaubenden Blick über die Elbe und kann bei gutem Wetter bis nach
Tschechien blicken. Faszinierend war der Spaziergang durch die Kalksand- und
Schrammsteine und über die Bastei-Brücke mit ihren tiefen Schluchten und
steilen Abgründen, die ein phantastisches Naturschauspiel bieten, das man
gesehen haben muss. Übrigens kann man hier auch gut Essen. Anschließend
ging es weiter zur Festung Königstein, das Gewaltigste, was die Sächsische
Schweiz an Bauten zu bieten hat, wenngleich man das nicht unbedingt gesehen
haben muss. Trotzdem
einen Pluspunkt für die Sächsische Schweiz und Andreas.
Ein paar Kilometer auf der rechtselbischen Seite liegt das
mittelalterliche Städtchen Stolpen, mit seinen gemütlichen Gassen und dem
quadratischen Marktplatz. Dieses Städtchen würde sicherlich niemand kennen, gäbe
es nicht im Zentrum eine mächtige Burg. Sie entstand im 13. Jahrhundert als
Grenzfestung des Bistums Meißen und wurde im 18. Jahrhundert zum Gefängnis
umfunktioniert., einem Gefängnis für eine veritable Gräfin. Eine
selbstbewusste Frau war sie, die Gräfin Anna von Cosel. Als Mätresse beschäftigte
sie den lebenslüsternen Frauenheld August den Starken wie keine zweite. Da sie
sich aber zu stark in dessen politische Entscheidungen einmischte, verbannte sie
August der Starke 1716 ohne Prozess und Verhandlung auf die Burg Stolpe. Tief
traurig über ihr Schicksal weinte Gräfin Cosel 22 Jahre lang. Doch ihre Tränen
wurden nicht umsonst vergossen. Vielmehr fing man sie auf und kann sie noch
heute im Pulverturm nach einem üppigen Mal zur Verdauung kosten, mit 25-Vol.%,
versteht sich. Aber nicht einfach so, sondern in Tränenkegeln und nicht ohne
sich die Herkunft des edlen Tropfens von der netten Bedienung erzählen zu
lassen. Ein echtes Highlight. Doch
auch diesmal konnten wir das Dreisterne-Menü nicht in aller Ruhe genießen,
sondern mussten uns sputen, um noch rechtzeitig einen Platz für das WM-Endspiel
zwischen Italien und Frankreich zu ergattern. Die Fußballkneipe war gerammelt
voll. Mindestens 10 Fernseher übertrugen das Spiel und an den Wänden der
Kneipe gab es keine 3m2 ohne Mattscheibe. Das Spiel war nicht
schlecht und fand seinen gerechten Sieger in Frankreich. Insgesamt aber kein
Vergleich zur Dramatik des Halbfinalspiels zwischen Deutschland und Frankreich
1982. Trotzdem 1 Pluspunkt für Andreas. Montag,
der 03.07.2000, Tag
der Abreise Wir
wollten uns einen schönen Tag machen, in Ruhe packen, Kaffee trinken und gemütlich
nach Hause fahren, um bei Meikel noch eine letzte Rast einzulegen. Doch daraus
wurde nichts, denn unser Trailboss lotste uns nach Erfurt auf die Wartburg.
Dieser Gedanke allein war ja nichts unehrenhaftes, im Gegenteil sehr zu begrüßen,
zumal noch nicht alle Akuth-Brüder diese Sehenswürdigkeit besucht hatten. Doch
damit hatte Andreas weit gefehlt, denn er hatte eine zentrale Regel, ja ein
ungeschriebenes Gesetz verletzt und damit quasi den Akuth-Tour-Gau ausgelöst.
1500 m steiler Anstieg zur Burg. Doch anstatt sich vorab sachkundig zu machen
und ggf. entsprechende Aufstieghilfen zu ordern, fanden wir nichts derartiges
vor. Kein Taxi, keine Pferdekutsche, keine Eisenbahn, kein Aufzug noch nicht
einmal ein Fahrrad. Unsere Miene verfinsterte sich. Es gab keinen
Ausweg, wir mussten zu Fuß die unzähligen Treppen bis zur Burg hoch
laufen ? Ich höre das Fluchen Helmuts noch heute in den Ohren.
Andreaaaaaaaasssssssssssssssss, das gibt Minuspunkte, Minuspunkte..... Wenigstens
gab es auf der Burg einen einfachen Snack, so dass wir am Ende doch wieder glücklich
und hochzufrieden bei Meikel ankamen. Gesamtwertung: Aus
der Einzelbewertung und der Bewertung der Tage ergibt sich ein Gesamtplus von 6
Punkten. Hinzu kommen jeweils 1 Punkt für die Planung und Organisation, einen
Wetterpunkt, einen Autopunkt und einen Zielpunkt. Summe:
10 P Damit
wäre dies der erste Ausflug, der mit einem positiven Punktekonto abgeschlossen
worden wäre. Aufgrund
des katastrophalen Abschlusses mit der Bergwanderung zur Wartburg konnten wir
mit Engelszungen Helmut dazu überreden, hierfür nur 10 Minuspunkte zu geben. Damit
hast Du insgesamt die Gesamtwertung +- 0
erreicht. Herzlichen Glückwunsch !! Euer
Reiseberichterstatter Ralf Unser
nächster Trailboss ist
Quo
vadis Helmut ? Wird
er die Tour 2001 mit einem positiven Punktekonto abschließen ? |
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