Oslo 2001 |
Reisebericht von der Wikinger-Tour 2001 die eigentlich nach Malta gehen sollte. Wohl selten ist in der traditionsreichen und mit
Anekdoten gut gewürzten fast 20-jährigen Geschichte des Skatclubs Akuth im
Vorfeld eines Ausflugs so heftig über das mögliche Ziel spekuliert worden, wie
in diesem Jahr. Dabei ist das Ziel ja schon sieben Monate vorher vom Trailboss
Helmut bekannt gegeben worden (Eigentlich wollte ich ja nach Oslo, aber.....).
Wie sich später noch zeigen wird, ist Helmut auch hier den Ausflug offensiv
angegangen und hat alle Skatclubmitglieder so heftig in die falsche Richtung
geschickt, dass sich besonders die Gründungsmitglieder in Grund und Boden schämen
müssten. Alternativ müssten sie sich bei zukünftigen Spekulationen um das
Reiseziel sehr stark zurückhalten. Malta sollte es werden, ja Malta muss es sein.
Reiseführer wurden gekauft, die inzwischen wieder als Restposten angeboten
werden. Alle dezenten Hinweise so z. B. das Wort Skäl (zu deutsch: Prost) wurden
ignoriert, weil es kann nicht sein, was nicht sein darf. Für diese völlig neue
Strategie, das Ziel bekannt zu geben und damit alle irrsinnigerweise in die
falsche Richtung zu schicken, gepaart mit einem fantastischen schauspielerischen
Darstellungsvermögen, gebühren unserem Trailboss mindestens zwei Pluspunkte. (+,+) Nun ein paar Worte zur Aufgabenverteilung. Eigentlich
liest sich die Aufgabenverteilung wie immer, wenn dort nicht mitten in dieser
Beschreibung plötzlich ein Name mit absolut unerwarteter Aufgabe auftauchen würde.
Dieser Name verbunden mit dieser Aufgabe verursacht bei den älteren
Skatclubmitgliedern doch heftigen Schüttelfrost. Auch mir als Stammmitglied ist
das Schreckenswetter, für das Lothar als Wetter-Man in München verantwortlich
war, in den dunkelsten Wolken dargestellt worden. Was also hat Helmut vor, will
er Lothar die Chance einer späten Rehabilitation (wobei das Wetter von München
unvergessen bleibt) geben? Die beiden Car-Men
Bernhard und Ralf fuhren uns anschließend zielsicher zum Oslo-Kai in Kiel. Dort
erwartete uns die Prinsesse Ragnhild, Norwegens größtes Fährschiff (205 m
lang, 25 m breit, 21 Knoten schnell, 1875 Gäste, 770 Autos). Sie bietet auf neun Decks alles, was verwöhnte
Skatclubmitglieder antörnt. Lord Nelson Pub,
Starlight Nightclub, Sky Bar, Princess Lounge usw. um nur einige
Ausstattungsdetails zu nennen. Das Einchecken war nicht ganz unproblematisch,
denn durch die Last der „Hülsen“ im Gepäck mussten wir etwas gebückter
gehen. Nachdem wir die zweckmäßig ausgestatteten Zwei-Mann-Kabinen bezogen
hatten, erkundeten wir das Schiff. Mariechen lies es sich nicht nehmen, uns zu
ihrem Geburtstag ein Bier auszugeben. Ein wirklich nachahmenswertes Beispiel der
Solidarität mit dem Skatclub Akuth. Das Oslofjord-Buffet, das Helmut anschließend
aufbot, kann als erster kulinarischer Höhepunkt bezeichnet werden. (+)
Bei sanfter Klaviermusik im Lord Nelson Pub ließen wir die zuvor gegessenen
Fische schwimmen. Leider war bei diesem Bier der Schaum unten, beziehungsweise
überhaupt nicht vorhanden, was sich auch in Oslo so fortsetzte. Die einzigen
Schaumkronen waren die durch Hülsen nachträglich erzeugten oder die vom
26.656 PS starken Dieselmotor verursachten Bug- und Heckwellen. An diesem Abend fehlte Eberhard des Öfteren. Als er
wieder einmal vorbeikam, informierte er uns über seine Abwesenheit. Er hatte
mit dem Kapitän die Fahrroute abgesprochen, so dass die in Holland ausgefallene
Nachtfahrt nun nachgeholt werden konnte. Donnerstag,
11.10.2001
Nach einem ausgiebigen Frühstück, das wir bei der
Fahrt entlang der norwegischen "Schären"-küste einnahmen, erreichten wir den
Oslofjord. Mehr als 100 km lang, schiebt sich der Meeresarm mitten ins Herz der
Hauptstadt Oslo. Vier Fährstunden lang präsentiert sich uns Norwegen mit
malerischen Holzhäusern, viel Wald, der Holmenkollen-Skisprungschanze bei schönstem
Wetter zu Greifen nahe. Nach 20 Stunden Fahrzeit müssten wir in Oslo das Schiff
verlassen. Das Gepäck war inzwischen schon etwas leichter geworden, doch bevor
wir festen Boden unter die Füße bekommen sollten, mussten wir noch am
norwegischen Zoll vorbei. Um es einfach zu sagen, vier Hülsen dürften zollfrei
eingeführt werden, der Rest musste verzollt werden. Damit hatten wir nun ein
Problem. Trailboss Helmut, auf dessen Initiative dieser Ausflug
zustande gekommen war schlug vor, diese Heruasforderung offensiv anzugehen. Als
grundehrlicher Mensch bekannt, packte er ca. 4 Hülsen pro Person in einen
Aldikoffer und meldet diese Ware zum Verzollen an. Die norwegischen Zollbeamten
stellen eine leichte Überdosis fest, aber als sie in Helmuts treue und ehrliche
Augen sahen, ließen sie uns passieren. Das in jedem Gepäckstück noch mal die
gleiche Menge plus eine Flasche Willi plus ein Flachmann versteckt waren, blieb
ihnen bei dieser klugen Strategie leider verborgen – Skal! (+)
Oslo
hat zwar nur 480.00 Einwohner, ist aber zur größten Hauptstadt Europas
geworden, wenigstens der Fläche nach. Davon ist nur ein geringer Teil bebaut,
zwei Drittel sind von Wäldern, Wiesen und kleinen Seen bedeckt, die der Stadt
damit einen ungewöhnlich hohen Freizeitwert verleihen. Nachdem wir im zentral
gelegenen Rica Hotel eingecheckt hatten, versuchten wir erste Eindrücke dieser
großartigen Stadt zu gewinnen.
Etwas
gefrustet marschierten wir so lange weiter, bis sich ein leichtes Durstgefühl
einstellte. Wir fanden einen Pub, der uns 0,4 l Bier für 11,- DM verkaufte,
eigentlich zum Abgewöhnen. Aber durch den gezielten Einsatz von diversen Hülsen,
die in Rucksäcken und Taschen versteckt waren, könnte der Bierpreis auf ein für
uns erträgliches Maß gesenkt werden.(+) Das Helmut als
Elektroingenieur auch mit der norwegischen Technik klarkommt, bewies er, indem
er vor dem Nachfüllen die Sicherung herausschraubte. Dadurch konnte die
Schaumkrone nicht entdeckt werden. Doch leider machte das Knirschen und Knistern
von zerstörtem Dosenblech diesen Vorteil wieder zunichte. (-)
Gigantische
Menschenleiber in Stein, Eisen oder Bronze schuf Gustav Vigeland (1869-1943) im
Frognerpark. Den Mittelpunkt in diesem einmaligen Skulpturenpark bildet ein 17 m
hoher Granitobelisk aus 121 Figuren, die alle dem Licht zustreben. Das die
Darstellungen nach 80 Jahren noch genauso aktuell sind wie damals, sieht man in
dem untenstehenden Foto. Dort wird Ralf von Steffi getröstet, weil es ihm
wieder nicht gelungen ist einen Durchmarsch erfolgreich zu beenden.
Aber ein Schluck aus einem dezent in der Hosentasche
versteckten Flachmann hilft auch das zu verdauen, weckt die Lebensgeister und
schont die Kasse. Bei Live-Musik im Irish-Pub ließen wir den Abend ausklingen.
Das dort Skatclubmitglieder in eine Schlägerei mit einem Finnen verwickelt
waren, gehört wohl in den Bereich der norwegischen Saga.(-) Nicht
aber, dass es auf dem Nachhauseweg regnete. Freitag,
12.10.2001
Gut
gestärkt fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Bus zum Wikingermuseum. Dort
angekommen, erhielten wir tolle Einblicke in die Schiffsbaukunst der Wikinger,
aber auch in ihre nicht immer friedliche Lebensweise. Anschließend besichtigten
wir das Fram-Museum. Das 1892 gebaute Polarschiff Fram, das zuerst Fridtjof
Nansen Richtung Nordpol und später Roald Ammundsen zum Südpol getragen hat,
ist mitsamt seiner Originaleinrichtung in einem eigens errichteten Gebäude
ausgestellt. Schließlich warfen wir noch einen schnellen Blick auf Thor
Heyerdahls Papyrusboot Ra II, mit dem er bewiesen hatte, dass die Afrikaner vor
5000 Jahren in der Lage waren den Atlantik zu überqueren.
Mit
der Linie 1 der T-bane fuhren wir anschließend zur ältesten Skisprungschanze
der Welt. Von der bereits 1892 erbauten Schanze am Hang des 731 m hohen
Holmenkollen genießt man einen grandiosen Blick auf Wälder, Seen, Oslo und den
Oslofjord. Im Skimuseum konnten wir uns über die Entwicklung im Skisport
informieren und anschließend im Ski-Simulator einen Flug über die Schanze und
die WM-Abfahrt von Lillehammer 1994 wagen.(+) Das Abendessen beim
Italiener „Mona Lisa“ schmeckte hervorragend. Im Pub Eilefs Samstag,
13.10.2001
Bevor wir nun wieder die Fähre betraten, zündeten
wir in der Domkirche zu Oslo eine Kerze für den Skatclub an. Probleme beim
Einchecken gab es keine, auch nicht mit dem norwegischen Zoll. Auf dem
Sonnendeck wurde fleißig Skat gespielt, so dass der Tischbeste laufend
wechselte. Die beim Oslofjord-Buffet zugelegten Pfunde wurden im Lord Nelson Pub,
zu den Klängen des hervorragend aufspielenden Pianisten von manch einem durch
ein Tänzchen abgearbeitet.(+) Sonntag,
14.10.2001
Nach kurzem und heftigem Schlaf erreichte wir Kiel im
Billig-Bier-Land. Da die Vorräte aufgebraucht waren, fanden wir zum Glück noch
ein paar Hülsen im VW-Bus wieder. Diese Vorräte waren auch nötig, denn die
Heimfahrt dauerte trotz guter fahrerischer Leistung von Andres und Ralf, durch diverse Staus vier Stunden länger als die
Hinfahrt. Gesamtwertung: Obwohl Trailboss
Helmut einen alkoholreduzierten Ausflug organisiert hatte, wurde trotz der
immens hohen Preise nicht weniger getrunken als sonst.(-)
Obwohl der Ausflug wieder nach Norden ging, hat
keiner die Chance zu einer Verjüngungskur genutzt.(-) Obwohl Wetter-Man Lothar sich als Spezialist für
extrem schlechtes Wetter qualifiziert hat, ist ihm dieses Mal der große Coup
gelungen. Er hat die langjährige Oktoberdurchschnittstemperatur von Oslo, die
bei 5° C liegt um mindestens 5° C übertroffen.(+) Nach Addition aller Wertungen steht es nun 8(+)
zu 7(-). Ein positives Gesamtergebnis, hurra, endlich hat es
ein Trailboss geschafft. Herzlichen Glückwunsch Helmut, mach weiter so. Doch
halt, da war doch noch was, ach ja, wie konnte ich es vergessen! Das Bier im Bus auf der Rückfahrt war nicht kalt,
weil: „Bier muss kalt sein „!(-) Sorry Helmut, damit ist die Gesamtwertung
wieder ausgeglichen und du hast (+-) 0 Punkt erreicht. Euer Reiseberichterstatter Jürgen Berlin ist immer eine Reise wert, also heißt unser nächster
Trailboss Lothar. Wen wird er wohl zum Wetter-Man bestimmen?
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